Ohr & Hören – Der normale Hörvorgang

Querschnitt durch das menschliche Ohr

Der Schall breitet sich in Form von Druckschwankungen über den Gehörgang, das Trommelfell sowie die Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss, Steigbügel) zur Hörschnecke (Innenohr) aus (siehe Abbildung. 1). Hier versetzen die Druckschwankungen das flüssigkeitsgefüllte Innenohr mit dem Hörsinnesorgan in der Hörschnecke in Schwingungen.

Hörsinnesorgan in der Hörschnecke

Das eigentliche Hörsinnesorgan liegt auf einer dünnen Membran (Basilarmembran) und enthält ca. 17.000 Sinneszellen mit typischen „Härchen“, die Haarzellen (siehe Abbildung 2). Die äußeren Haarzellen (drei Reihen) dienen der Modulierung und Verstärkung der Druckwellen, die innen gelegenen Haarzellen (eine Reihe) dienen der eigentlichen Hörwahrnehmung. Die Auslenkung der kleinen Härchen an der Zelloberfläche durch die Druckwellen bewirkt eine Veränderung der elektrischen Eigenschaften der Zellen und lässt an deren Kontaktstellen zum Hörnerven Muster von elektrischen Impulsen entstehen, die im Hörnerven an hierarchisch strukturierte, übergeordnete Hörzentren im Hirnstamm und Mittelhirn weitergeleitet werden.

Menschliche Hörbahn

Nach mehrfacher Umschaltung und Verarbeitung erreichen die Nervenimpulse die Hörrinde, wo das Gehörte bewusst wahrgenommen wird (siehe Abbildung 3). Diese Wahrnehmung wird mit früheren Hörerlebnissen (Hör-Wahrnehmungskarten, -Speicher) verglichen und über Verbindungen mit der Bewertungsinstanz im Schläfenlappen unseres Gehirns (limbisches System) mit Emotionen belegt. Das Gehörte erhält so eine ganz individuelle emotionale Färbung und Bedeutung (z.B. Knall = bedrohlich, Vogelzwitschern = beruhigend).

Die Art der Bedeutungserteilung wirkt zurück auf Strukturen im Mittelhirn sowie Hirnstamm und bestimmt somit unwillkürlich das nachfolgende Niveau und den Fokus der Aufmerksamkeit. Dies hat sich im Laufe der Evolution in Hinblick auf die Erkennung von Warnsignalen und das Überleben überaus nützlich erwiesen und ist daher perfekt ausgebildet. Doch nicht immer wirkt sich diese Art der Hörverarbeitung gesundheitsförderlich aus – wie am Beispiel des störenden Tinnitus deutlich wird. Siehe dazu Tinnitus-Entstehung.